Das Wort „Zunft“ an sich
Die Zunft bzw. die Berufsverbände entstanden damals im Mittelalter. Die Entstehung liegt nun schon mehrere Jahrhunderte zurück, auch die mündlichen Überlieferungen und die wenigen schriftlichen Belege bringen uns heutzutage nur wenig Aufschluss. Als sicher gelten jedoch die anfänglichen Begriffe wie Bruderschaft, Amt, Innung, Gilde, Zeche oder Kerzen, was die Vorreiter des Wortes Zunft darstellten. Der Begriff Zunft, so wie wir ihn heute verwenden, fand seinen Ursprung im 12. und 13. Jahrhundert in der Schweiz und in Südwestdeutschland. Über die Jahrhunderte erlangte der Begriff auch Bekanntheit in Mittel- und Norddeutschland und in Österreich.
Geschichtlicher Hintergrund und Entwicklung
Handwerkerverbände gab es bereits im alten Griechenland um im römischen Reich. In Rom wurden diese Zusammenschlüsse „Kollegien“ genannt. Von 750 – 900 nach Christus entstanden die „Gilden“. Diese waren der Anfang der Verbände. Sie schlossen sich zusammen, um zum Beispiel ihr Dorf zu verteidigen. Zu dieser Zeit waren Gilden in den Augen von Herrschern und der Kirche nicht sehr gut angesehen und wurden oftmals verboten, da die Gilden beides in Frage stellten. In der Zeit bis zur Reformation fand man in immer mehr deutschen Städten Bruderschaften. Diese waren dem Leben in Klöstern nachempfunden, hielten sich aber weniger strikt an deren Prinzipien. Die bekannteste älteste deutsche Zunft ist die „Kölner Bettdeckenweber“. Nach deren Entstehen verbreiteten sich die Zünfte ziemlich rasch in ganz Deutschland mit einer Gesamtzahl von 30.000 – 50.000 Zünften.
Der negative Einfluss durch die Industrialisierung
Durch die Industrialisierung in England veränderte sich für die Zünfte alles. Aufgrund der neuen Fertigungsmethoden und Berufsgruppen, die durch die Fabriken und Manufakturen entstanden, wurden viele Berufsverbände überflüssig bzw. konnten nicht weiter bestehen bleiben. Wegen der Einführung der Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert in Deutschland war das Schicksal der Zünfte besiegelt. Doch völlig verschwunden sind die Zünfte nicht. Heutzutage stehen sie insbesondere für Qualität, Ehrbarkeit und Tradition und machen ihrem Namen vor allem mit der Zunftkleidung alle Ehre.
Der Aufbau und das Besondere einer Zunft
Zünfte haben immer eine feste Struktur, die sich in Meister, Gesellen und Lehrlinge aufteilt. Nur durch den Beitritt einer Zunft konnten spezielle Handwerksberufe ausgeübt werden. Die Zunft hatte die Aufgabe, die Zahl der Arbeiter im jeweiligen Gewerbe zu kontrollieren und war außerdem für die Produktqualität zuständig. Es gab regelmäßige Treffen, man organisierte Meisterprüfungen, meistens hatten die Zünfte ein Wappen, einige sogar eigene Häuser. Durch die „Walz“ und dem Beruf an sich, war das Leben vieler direkt durch die Zunft bestimmt und geprägt und sahen ihre Zunft in gewisser Weise als Familienersatz an. Zünfte standen seit jeher für herausragende Qualität und Zuverlässigkeit. Zünfte waren stets ehrbare Vereinigungen. Auch die Mitglieder mussten dies respektieren und sich bestimmten Regeln, Grundsätzen und Bräuchen unterordnen. Darunter fällt zum Beispiel Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Achtung vor der Ehre der Mitmenschen und Gewaltlosigkeit. War die Reputation eines Mitglieds in Verruf geraten, so wirkte sich das allgemein negativ auf das Ansehen der jeweiligen Zunft aus. Frauen waren ebenfalls keine Seltenheit in Zünften, gab es doch auch vereinzelt Frauenzünfte.
Die Walz als Mittel zum Zweck
Die Walz war seit dem Mittelalter bis in das 18. Jahrhundert die Voraussetzung für einen Gesellen die Meisterprüfung abzulegen. Die Walz wird auch als „Tippelei“ oder Wanderschaft bezeichnet. Auf ihr soll der Geselle neue Regionen, Kulturen und vor allem Fertigkeiten für seinen Beruf kennenlernen. Sie wurden vom Meister „freigesprochen“ . In den 1980er Jahren kamen sogenannte „Schächte“ auf. Diese wichen stark von den altbekannten Traditionen ab und bestehen bis heute. Die fünf größten Schächte in Deutschland sind die „Rechtschaffenden Fremden“, die „Rolandsbrüder“, der „Fremde Freiheitsschacht“. Der „Freie Begegnungsschacht“ und die „Freuen Voigtländer“. Auf Wanderschaft muss jeder Geselle, der in eine neue Stadt kommt, beim Bürgermeister vorsprechen. Was dort geredet wird? Nun, das ist ein Geheimnis, dass nur die Mitglieder der Schächte kennen. So bleibt dies nur „echten“ Wandergesellen vorbehalten, gar ein Privileg. In der Zeit der Wanderschaft treffen sich die Wanderer immer wieder „in geselliger Runde“ und tauschen ihre Erfahrungen und Ideen einander aus.
Die spezielle Zunftbekleidung im Detail
Zunftbekleidung ist seit jeher Tradition und hat eigens eine Menge an Anforderungen und Standards, die eingehalten werden müssen. Als Kopfbedeckung setzt man auf einen Schlapphut, einen Zylinder oder eine Melone. Dazu kommt ein weißes, kragenloses Hemd, dass auch „Staude“ genannt wird. Darüber trägt man eine Samt- oder Manchesterweste. Dabei müssen die acht Perlmuttknöpfe in Z-Form angenäht sein. Das krawattenähnliche Stück Stoff „Ehrbarkeit“ kann unterschiedliche Farben haben und wird mit einer goldenen Nadel mit dem jeweiligen Wappen am Hemd angebracht. Die Schlaghose muss einen Schlag von 65 cm haben, dabei besteht sie entweder aus Samt- oder Manchesterstoff. Schuhe oder Stiefel sind schwarz. Der wandernde Lehrling wird durch einen Ohrring mit entsprechendem Wappen im linken Ohr gekennzeichnet. Früher war der Ohrring aus purem Gold und der Lehrling konnte nach seinem Ableben seine Bestattung bezahlen. Damit man erkennt, in welchen Städten der Lehrling gearbeitet hat, führt er eine Zunftuhrkette mit allen Stadtwappen mit sich. Nicht zu vergessen ist der „Charlottenburger“, was ein ca. 88 x 88 cm großes Tuch ist, in dem der Wanderer Werkzeug, Zahnbürste und Wechselwäsche trägt. Oben drauf kommt auf dem mit dem Wappen bedrucktem Stoff ein Schlafsack. Außerdem führt man den gewunden Wanderstab „Stenz“ und das Wanderbuch mit sich. Im Wanderbuch werden alle Arbeitseinsätze des Wanderers geführt, die er während seiner gesamten Reise hatte.
FHB als größter Zunftbekleidungshersteller
FHB ist einer der größten Hersteller von Zunftbekleidung und stellt zum Großteil Kleidung in Deutschland her. Das Unternehmen steht für „Fritz Höhne Bielefeld“. Fritz Höhne gründete das Unternehmen 1947 in Bielefeld und noch heute wird von original Bielefelder Zunftbekleidung gesprochen. Das Unternehmen steht seit Jahren für höchsten Anspruch an Qualität und Haltbarkeit. Die Marke trägt auch den Namen „Marke des Jahrhunderts“ und zeichnet sich vor allem durch Tradition und Innovation aus. Sie ist unter den Zunftanhängern überaus beliebt und bietet eine breite Produktpalette von Zunfthosen über Zunftwesten bis Zunftzubehör.